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NABU: Gefahr für die Pinselohren im rotbraunen Frack Warum unsere Eichhörnchen Schutz brauchen und wie wir ihnen helfen könnenOldenburg, Oldenburger Land, d. 10.11.2025: Wer liebt sie nicht, die putzigen Kletterkünstler mit den Pinselohren und dem langen buschigen Schwanz! Zweifellos dürfte es eine der beliebtesten Tierarten sein, nicht nur in deutschen Gärten, das Europäische Eichhörnchen.
„Noch gehört dieses heimische Säugetier nicht zu den gefährdeten Arten“, berichtet Mario Göwert, Leiter der Regionalgeschäftsstelle Oldenburger Land, der es eher gewohnt ist, schlechtere Nachrichten zu Tier- und Pflanzenarten zu vermelden. „Aber wir sollten uns nicht in Sicherheit wiegen! Das kann sich schnell ändern. Einst sehr häufige ‚Allerweltsarten‘ wie der Igel oder Feldsperling galten auch als anpassungsfähig und scheinbar unverletzbar im Bestand“, mahnt der Naturschützer zu Umsicht und Vorsorge: „An ihnen können wir aber ablesen, dass die anhaltenden und rigorosen Eingriffe des Menschen in die Lebensräume auch vor solchen Arten nicht Halt machen!“
Göwert weiter: „Eine Gefahr, die für unser Europäisches Eichhörnchen bestandsbedrohend werden könnte, wäre etwa eine weitere Verbreitung des aus Amerika stammenden Grauhörnchens. Wir können dies in England deutlich sehen: Dort ist es aufgrund der dort Ende des 19. Jahrhunderts ausgesetzten Grauhörnchen bis auf winzig kleine Restbestände im Süden fast gänzlich verschwunden, bis in die schottische Grenzregion hinein. Die Grauhörnchen haben die Lebensräume des Europäischen Eichhörnchens praktisch komplett übernommen – und durch Pockeninfektionen dem Europäischen Eichhörnchen Tod und Verderben gebracht. Es wird auch immer wieder darüber berichtet, dass in Italien Grauhörnchen ausgesetzt worden seien – wir können nur hoffen, dass sich diese nie bis zu uns weiterverbreiten!“ hofft Göwert.
Hinzu komme, dass selbst der Lebensraum des eigentlich genügsamen Eichhörnchens immer mehr eingeengt wird in „unserem dicht besiedelten Land, in dem Feldgehölze verschwinden, um noch den letzten Quadratmeter Boden unter den Pflug und Pestizide nehmen zu können, und durch Siedlungs-, Gewerbe- und Straßenbau immer mehr Grün verschwindet“, sagt der Naturschützer, der von der Politik den „immer wieder vollmundig angekündigten sorgsamerem Umgang mit der nicht-nachhaltigen Ressource `Boden´“ anmahnt – „dem Versprechen folgten bislang ungenügend Taten!“
Eichhörnchen, einst allein den Wald als Lebensraum „abonniert“, weil sie Baumbestände, insbesondere ältere Baumbestände, die Samen bilden können, als Futterquelle und Lebensraum benötigen, kommen immer weiter in die Siedlungen hinein. Selbst in der Mitte von Großstädten sind sie keine seltene Erscheinung mehr. „So manches Eichhörnchen wird mittlerweile auch Opfer des Straßenverkehrs“, berichtet Göwert und fügt an: „Und immer mehr verletzte Eichhörnchen, oft Jungtiere, die von ihrer Mutter getrennt wurden, landen bei Tierärzten oder im niedersächsischen NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde.“
Eichhörnchen können ein – für kleine Säugetiere mit hoher Herzfrequenz – recht hohes Alter erreichen. Mitunter werden sie sogar neun oder zehn Jahre alt. Sie bauen sich „Nester“, so genannte Kobel – in der Regel mit zwei Aus- und Eingängen versehen, um eventuell eindringenden Feinden entgehen zu können. Diese werden oft in den äußersten Zweigen der Kronen hoher Bäume kunstvoll aus Zweigen errichtet. In diesen kommen auch die jungen Pinselöhrchen, die Eichhörnchen-Jungtiere, zur Welt. Meist sind es fünf junge Eichhörnchen, von denen zumeist nur eines oder zwei den ersten Sommer übersteht. Diese verbleiben gut acht Wochen in der Obhut der Mutter, die sich alleinig um die Aufzucht der ebenfalls bald flinken Kletterer und Springer kümmert. Eichhörnchen können selbst in großen Höhen an Bäumen und auf Zweigen – „dass es einem manchmal den Atem verschlägt“, wie selbst Mario Göwert zugeben muss – unterwegs sein. Dabei balancieren sie sich geschickt aus und nutzen bei den wagemutigen Sprüngen den langen, buschigen Schwanz wie das „Seitenruder“ eines Flugzeugs.
Eichhörnchen sind berühmt für ihre Vorratswirtschaft bekannt. „ Zum Beginn des Herbsts geht es rund“, lächelt Göwert: „Dann werden große Mengen an Samen, Nüssen und Kernen verbuddelt, die das Eichhörnchen dann in der kalten Jahreszeit aufgrund ihres sehr guten Geruchssinns wiederzufinden hofft – was nicht immer geschieht. Die Folge: Eichhörnchen sind ‚unfreiwillige Nebenförster‘, da dadurch viele Bäume und Sträucher gepflanzt werden!“ freut sich der NABU-Mitarbeiter. Natürliche Feinde des Eichhörnchens sind Baummarder und verschiedene Greifvogelarten. Auch Katzen können ihm, wenn sie in größerer Anzahl durch sein Revier streifen, gefährlich werden, insbesondere Jungtieren.
„Das größte Problem für das heute noch nicht gefährdete Eichhörnchen ist allerdings das Verhalten des Menschen, durch die Ausräumung der Landschaft und das Beseitigen alter, heimischer Bäume. Da schadet der Ersatz durch nicht-heimische Baumarten der hiesigen Tierwelt mehr, als gemeinhin geglaubt wird. Baum ist nicht gleich Baum – im ökologischen Sinn!“, unterstreicht Göwert. Wer daher im Garten für das Eichhörnchen – und damit stets stellvertretend für viele andere Arten wie Kleiber, Igel, Erdkröte, Spitzmaus und Co - aktiv werden möchte, sollte im Garten heimische und dadurch ökologisch verschränkte Bäume und Sträucher pflanzen. „Und wer möchte, kann zusätzlich einen kleinen Futterautomaten anbringen, aus dem das Eichhörnchen leckere Samen und Nüsse entnehmen kann“, den es im Fachhandel gibt. „Vielfalt hilft – auch im Garten!“ betont Mario Göwert von der NABU RGS Oldenburger Land.
Hilfe für die “Eichkatze“
Wer dem Eichhörnchen helfen möchte, kann bei der NABU Regionalgeschäftsstelle Oldenburger Land ein Info-Paket mit der Broschüre „Gartenlust“ und einer Farbbroschüre mit Tipps zum Eichhörnchenschutz anfordern. Es kann gegen Einsendung von 5 Euro bei der NABU Regionalgeschäftsstelle Oldenburger Land, Schlosswall 15, 26122 Oldenburg, Stichwort: Eichhörnchen, erworben werden. Eine persönliche Beratung zu diesem Thema ist in der Geschäftsstelle von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 15 bis 17 Uhr oder nach Terminvereinbarung möglich. Kontakt: 0441-25600 oder mail@nabu-oldenburg.de.
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Mario Göwert, NABU-Regionalgeschäftsstelle Oldenburger Land, Schlosswall 15, 26122 Oldenburg, mario.goewert@nabu-niedersachsen.de, Tel. 0441 25600
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Presserechtlich verantwortlich: Mario Goewert, NABU Regionalgeschäftsstelle Oldenburger Land, Schlosswall 15, 26122 Oldenburg Pressedienst NABU Oldenburg aktuell - archiv
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