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NABU: Fragwürdige Tradition Osterfeuer Tipps zur Vermeidung von Todesfällen bei Wildtieren durch unachtsames Abbrennen von Reisighaufen und FeuerwerkenOldenburg, Oldenburger Land, d. 28.3.2025: Bald lodern sie wieder überall im Land, die beliebten Osterfeuer. So schön und traditionell sie auch sein mögen, die Feuer bergen Gefahren für die Natur. Denn vielerorts wird das Brennmaterial schon längere Zeit vor dem Osterfest aufgeschichtet. Viele Tiere nutzen die entstehenden Reisighaufen als Unterschlupf. Einige Vögel brüten sogar in den geschichteten Haufen. In unserer ausgeräumten Landschaft sind Totholzhaufen attraktive und wichtige Lebensräume für Insekten und Amphibien. Aber auch Vögel wie Rotkehlchen und Zaunkönig und Säugetiere wie Igel und Wiesel sind hier zu finden.
„Damit das Osterfeuer also nicht zur Todesfalle für Kleintiere wird, müssen vorher einige Dinge bedacht werden“, merkt Hartmut Drebing, Vorsitzender des NABU Oldenburger Land e.V. an und rät: „Es ist empfehlenswert, das Schnittholz erst kurz vor dem Abbrennen aufzuschichten. So können die Kleintiere das geplante Osterfeuer nicht als Wohnstätte annektieren und durch das Feuer droht für Igel und Co. keine Gefahr. Sollte der Holz- und Reisigstapel schon vor längerer Zeit angelegt worden sein, darf er eigentlich nicht mehr durch Abbrennen zerstört werden. Osterfreunde, die trotzdem nicht auf das traditionelle Feuer verzichten möchten, sollten das aufgehäufte Material am Tag des Anzündens vorher unbedingt vorsichtig umschichten. So bekommen die Tiere die Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen. Da Ostern 2025 erst am 20./21. April stattfindet und schon teilweise seit Ende Februar an manchen Osterfeuerstandorten angefahren und aufgeschichtet wird, ist dies unverantwortlich.
Am besten wäre es, wenn Schnittholz und Reisig jedoch gar nicht erst verbrannt werden würden, sondern in der Landschaft blieben, empfiehlt der NABU. Sie bieten dort wichtigen Lebensraum und Unterschlupf für Vögel und Kleintiere. Schnittholz und Gestrüpp sind im Grunde also viel zu schade, um zum Spaß verbrannt zu werden.
Nicht genug der Verantwortungslosigkeit - zum umweltfeindlichen Verbrennen oft riesiger und feuchter Holzmengen kommt noch das Abbrennen von Feuerwerken, die die Feinstaubbelastung noch um ein Vielfaches erhöht.
Jährlich werden in Deutschland rund 2.050 Tonnen Feinstaub (PM₁₀) durch das Abbrennen von Osterfeuern und Feuerwerken freigesetzt. Dies entspricht in etwa einem Prozent der gesamt freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland. Am darauffolgenden Tag der Aktionen ist die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub vielerorts so hoch, wie sonst im ganzen Jahr nicht. Dazu kommt die akustische und visuelle Überladung der Umwelt!
„Wildtiere flüchten bei Lichtblitzen und Knallgeräuschen teilweise bis zur völligen Erschöpfung mit Todesfolge. Wildvögel verlieren bei Dunkelheit zusätzlich schnell ihre Orientierung. Es trifft dabei auch viele vom Aussterben bedrohte, heimische Wildtierarten. Wildtiere im Winterschlaf oder Winterruhe, wie Igel oder Fledermäuse, können vor allem bei den aktuell warmen Temperaturen leichter durch Störungen aufwachen, was deren Stoffwechsel dann schnell überfordert. Dieses unvorhergesehene Aufwachen und der damit verbundene Energieverlust können für manche Tiere zum Tode führen“, so Hartmut Drebing.
Feuerwerk verursacht Licht, Lärm und druckmechanische Effekte. Alle drei können wildlebende Tiere sowie Nutztiere stören und Massenfluchten auslösen. Die massiven Stör- und Vertreibungseffekte sind hinreichend bekannt und verändern signifikant das Verhalten der Tiere.
Ab dem 1. April beginnt gesetzlich in Deutschland die Brut- und Setzzeit, die die heimische Tierwelt in dieser sensiblen Phase schützen soll – aber Osterfeuer finden in der Regel in der freien Natur statt!
In der Wesermarsch brüten von Süden nach Norden seit 2013 wieder 6 Seeadlerpaare, der Weißstorch hat sich wieder in großer Zahl flächendeckend angesiedelt und dank vieler Schutzmaßnahmen gibt es wieder einige Trittsteine von Wiesenvogelpopulationen. In einem Abstand von wenigen Hundert Metern werden von deren Brutplätzen häufig Osterfeuer mit Feuerwerk abgebrannt.
Mit viel Anstrengungen schaffen Naturschützer in unserem Landkreis in vielen Bereichen wieder Lebensräume und Umweltbedingungen für gefährdete Arten, die durch fragwürdige Traditionen möglicherweise zerstört werden.
Das Osterfeuer gehört in vielen Regionen Deutschlands zum Brauchtum. Allerdings wird der Tradition auch nachgesagt, umweltschädlich zu sein – nicht nur wegen des Feinstaubs.
Weitere Informationen sind in der NABU-Geschäftsstelle am Schlosswall 15 in Oldenburg erhältlich. Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 15 bis 17 Uhr oder nach telefonischer Terminvereinbarung (0441-25600).
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Hartmut Drebing, Geschäftsstelle der NABU-Bezirksgruppe Oldenburger Land e.V., Schlosswall 15, 26122 Oldenburg, drebing@nabu-oldenburg.de, Tel. 0441 25600
Presserechtlich verantwortlich: Hartmut Drebing, NABU Oldenburg, Schlosswall 15, 26122 Oldenburg Pressedienst NABU Oldenburg aktuell - archiv
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