Donnerstag, 28.3.2024
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Die Amsel ist ein Kulturfolger
Vom scheuen Waldvogel zum fast zutraulichen Gartenvogel

Oldenburg, d. 17.1.2023:


„Der schwarze Amselhahn findet sich nur im finstren Thann.“Worte aus einem Forstbuch von 1840. Worte, die heute verwundern! „Finstrer Thann“? Gemeint waren die verschwiegenen, abgelegenen Bereiche dichter Wälder. Und der „damalige“ Forstmann beschrieb, was zu seiner Zeit Realität war: Die Amsel war ein scheuer und relativ seltener Waldvogel, den Städter damals selten zu Gesicht bekamen.
„Das hat sich grundlegend geändert. Bei kaum einer anderen Vogelart hat es einen so radikalen Wandel gegeben wie bei der Amsel, mittlerweile ist sie sogar einer unserer häufigsten Gartenvögel“, sagt Mario Göwert vom NABU Oldenburg. Im Volksmund trägt sie bei vielen Menschen den treffenden Zweitnamen „Schwarzdrossel“, was auf die dunkele Färbung des Männchens zurückzuführen ist.
„Die Amsel hat sich der Verstädterung angepasst. Mit dem Wachstum von Städten und Dörfern und der Schaffung von Gartenstrukturen kam die Amsel aus den Wäldern dorthin – ohne freilich den Lebensraum Wald aufzugeben. Die lockere Struktur der Städte und Dörfer des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts mit ihren oft auch größeren Gärten – die Menschen ernährte sich hauptsächlich von selbst angebautem Obst und Gemüse sowie aus der Kleintierhaltung – sowie die Entstehung von Parks und Grünanlagen förderten den Siegeszug der Amsel. Hier fand sie Nahrung – sie ist nicht wählerisch, auf ihrem Speisezettel stehen Regenwürmer, Insekten, Spinnen, aber auch Beeren, Früchte und Samen – und Brutmöglichkeiten, vor allem in Hecken, Bäumen und Sträuchern“, berichtet der Naturschützer.
„Und die Amsel ist geblieben, weil sie sehr anpassungsfähig ist. Sie baut ihr Nest sogar in Innenstädten, stets vorausgesetzt, dass ausreichend Nahrung erreichbar ist. In so mancher dicht bebauten City kann der melodische Gesang des Amselhahns von der höchsten Stelle des Hauses, von so manchem First oder Mast weithin gehört werden.“ Der NABU erfährt immer wieder von teilweise ungewöhnlichen Brutplätzen, wie Mario Göwert berichtet: „Nicht selten werden Amselnester auf Balken und Dachvorsprüngen, unter Carports, manchmal sogar in Blumenkübeln auf Balkonen gebaut – erwartet werden sie eher in Büschen und Bäumen, weil das Nest dort die beste Stabilität erreichen kann.“ Sogar auf Anhängerdeichseln unter Fahrzeugen wurden bereits Amselnester gefunden.
Amseln sind sehr häufig am Futterplatz zu finden. „Immer mehr Menschen füttern mittlerweile auch in Deutschland ganzjährig“, berichtet Göwert. „Amseln weisen oft eine sich verringernde Distanz zum Menschen auf, gerade auch an Futterplätzen. Als regelrechte ‚Vitaminbomben‘ lieben sie dort ausgelegte Äpfel, gerade auch im Winter.“
Leider bedroht seit 2011 das aus Afrika stammenden Usutu-Virus die heimischen Amselbestände, dem viele Exemplare seither zum Opfer fielen. Es gibt jedoch regionale Unterschiede bei den Infektionsraten. Die Bestände haben sich Mittlerweile jedoch wieder deutlich erholt“, fasst Mario Göwert vom NABU Oldenburg zusammen: „Je vielfältiger der Garten, desto besser für alle Gefiederten, weil sie dort Nahrung, Brutmöglichkeiten und Deckung finden. Besonders wichtig ist es, statt exotischer Pflanzen - die für unsere heimische Tierwelt weitgehend nutzlos sind - auf heimische Bäume und Sträucher zurückzugreifen und während der Brutzeit auf Gehölzschnitt zu verzichten. Zudem sollte ein Verzicht auf Pestizide im Garten heute mittlerweile selbstverständlich sein, auch, um Insektenvielfalt zu erhalten, die unter anderem die Lebensgrundlage von Vögeln und Kleinsäugern darstellt.“
Infos zum naturnahen Gärtnern und den gefiederten Freunden, bietet ein kleines Infopaket des NABU, das aus einer umfangreichen Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art und der reich bebilderten Broschüre „Vögel im Garten/Amsel“ besteht. Es kann angefordert werden gegen Einsendung von 5 Euro beim NABU Oldenburger Land e.V., Stichwort „Vögel im Garten“, Schlosswall 15, 26122 Oldenburg.

Presserechtlich verantwortlich: Mario Goewert, NABU Oldenburg, Schlosswall 15, 26122 Oldenburg
 

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